Bilder und Inschriften im alten Ägypten zeigen, dass Mensch und Katze schon vor mehr als dreieinhalbtausend Jahren unter einem Dach lebten. Die Katze ist also bereits seit Jahrtausenden domestiziert. Die Zuneigung war so groß, dass die Katzen sogar als heilig verehrt wurden. Sie zu verletzen oder zu töten galt als schweres Verbrechen. Es war auch verboten, sie außer Landes zu bringen. Den Phöniziern gelang es, einige Tiere herauszuschmuggeln und an den Küsten des Mittelmeers zu hohen Preisen an Liebhaber zu verkaufen. Beim Tod ägyptischer Hauskatzen trauerten ganze Familien. Man fand Katzen, deren Kadaver einbalsamiert und mit einer Totenmaske versehen worden war. Es gab Katzentempel und Katzenfriedhöfe, auf denen rituelle Beerdigungen durchgeführt wurden. Das zeigt, welch hohen Stellenwert die Hauskatze bei den Ägyptern hatte. Vielfach fanden sich bei Ausgrabungen Katzenfiguren und -statuetten aus Bronze.
Die Zuneigung der Katze zum Menschen
Hunde achten darauf, dass das Rudel beisammenbleibt, Hütehunde treiben die Herde sogar zusammen. Sobald sie vom Menschen verlassen werden, warten sie auf seine Rückkehr. Katzen können hingegen, sobald sie allein umherstreifen, alle Bindungen, auch die an den Menschen, für eine ganze Weile völlig vergessen. Sobald sie das Haus verlassen, werfen sie keinen Blick zurück, niemand fehlt ihnen. Allein gelassen zu werden, beunruhigt sie nicht im geringsten. Und da Katzen sich nicht als Teil eines Gemeinschaftsverbandes sehen, werden sie das Eindringen von Fremden, auch niemandem melden. Sie sind deshalb als Wächter ungeeignet.
Die Zuneigung des Menschen zur Katze
Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass mehr Frauen als Männer sich für eine Katze entscheiden. Soziologen vermuten, dass das evolutionsbedingt ist: Männer haben schon früh in Gruppen gejagt, um die Beute zu erlegen und ebenso in Gruppen gekämpft, um sich gegen Feinde zu wehren. Ihr Leben ist geprägt von Gruppen wie Kollegenkreis, Sportmannschaft, Skatrunde usw.. Frauen sind allein zurückgeblieben, haben den Nachwuchs versorgt, waren lange Zeit auf sich gestellt. Entsprechend neigt der Mann eher zu einem Rudeltier wie dem Hund, mit dem er im Team lebt. Frauen schätzen traditionell das Nebeneinander unabhängiger Individuen und entscheiden sich eher für eine Katze.
Das richtige Verhalten zu Hause und unterwegs
Um die Katze zu verstehen, muss man ihre zwei gegensätzlichen Welten voneinander trennen. Daheim hat sie die Menschen als Elternersatz angenommen; sie fühlt sich adoptiert, denn die Menschen sorgen für eine Behausung, Geborgenheit und Futter, so wie es ursprünglich die Katzenmutter tat. Folglich behält die Katze gegenüber dem Menschen ihr kindliches Wesen bei, ist zahm und anschmiegsam.
Ganz anders ist es, wenn die erwachsene Katze das Haus verläßt. Sie ist vollkommen autark, behauptet sich in Revierkämpfen und bei der Partnerwahl, geht auf die Jagd, wird zu einem kleinen Raubtier. Das ist durchaus kein anschmiegsames, zartes Wesen mehr, draußen geht es manchmal recht hart her.
Der Wechsel zwischen sicherer Behausung und dem Durchstreifen des Reviers spielt für die Katze eine große Rolle. Beides ist wichtig und der Wechsel zwischen den Welten ist allzuoft durch Türen versperrt. Aus Katzensicht ist deshalb eine Klappe ideal, die ungehindertes Kommen und Gehen ermöglicht. Ein häufiger Inspektionsrundgang, der anhand von Duftmarkierungen alle wesentlichen Neuheiten vermittelt und Gelegenheit bietet, die eigenen Markierungen aufzufrischen, ist für die Katze ideal. Das führt dazu, dass Katzen häufig an der Tür sitzen und nach draußen wollen, bald darauf begehren sie wieder Einlaß. Der Besitzer wird oft verständnislos reagieren und vermuten, die Katze wisse nicht, was sie wolle.
Rudel, Rangfolge und Geselligkeit
Während der Hund gewohnt ist, sich als Mitglied eines Rudels zu empfinden, in der der Mensch ganz oben steht, ist für die Katze der Platz innerhalb einer Gruppe von sekundärer Bedeutung. Katzen agieren in freier Natur als Einzelgänger. Jede geht allein auf die Jagd. Eine Hierarchie im Sinne einer Rangordnung ist Katzen daher um so fremder, je weiter sie von anderen Artgenossen entfernt leben. Ebenso ist Gehorsam für sie ohne praktischen Nutzen. Gemeinsame Aktivität, wie etwa Gassi gehen, ist für die Katze uninteressant, der Mensch würde bei der Jagd nur stören.
Katzen sind aber durchaus in der Lage, flexibel als Opportunisten zu reagieren, wenn mehrere an einem Ort zusammenleben müssen, wo sie sich nicht dauerhaft aus dem Wege gehen können. So kommt es vor, dass Weibchen einander bei der Aufzucht der Jungen helfen. Es gibt befriedete Gebiete, in denen keine Kämpfe ausgetragen werden. Katzen, die früh in die Obhut des Menschen gekommen sind, haben sich ihre kindliche Rolle bewahrt und gehen auch miteinander spielerischer und toleranter um, als wild lebende Exemplare, deren Überleben von der Behauptung des Territoriums und vom Jagderfolg abhängt.“
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